Header-Bild

SPD Ortsverein Erzhausen

Sozial – Persönlich - Direkt

Im Gespräch mit Christine und Erich Heidler


Christine und Erich Heidler (Bildrechte: Melanie Niesik)

Sozial – Persönlich - Direkt
Im Gespräch mit Christine und Erich Heidler

Christine und Erich Heidler, Eltern von zwei erwachsenen Söhnen, sind diesen Monat seit 46 Jahren verheiratet. Sie wohnen seit über 60 Jahren in Erzhausen. Seit 15 Jahren sind sie im AWO Pflegeheim und im DRK Erzhausen, Gemeinschaft Sozialarbeit, ehrenamtlich tätig. Sie sind, nach einer E-Lotsen (Engagement-Lotsen*) Ausbildung 2015, an der Gründung des Projekts „Barrierefreiheit für alle Bürger in Erzhausen“, aus dem auch ein Arbeitskreis hervorgeht, maßgeblich beteiligt. Sie begleiten die gesamte Planung und Umsetzung bis zum Abschluss von baulichen Maßnahmen zur barrierefreien Ertüchtigung von Erzhausen.

Engagement-Lotsen*

sind Motivatoren und Botschafter, die eigenverantwortlich und in Absprache mit der Kommune Projekte vor Ort entwickeln und andere zu freiwilligen Tätigkeiten motivieren.
 

1. Was macht Sie, als Mitgründer des Projekts „Barrierefreiheit für alle Bürger in Erzhausen“, besonders glücklich?

Es macht uns besonders glücklich, dass wir bei diesem ganzen Prozess gelernt haben, Erzhausen mit anderen Augen zu sehen. Wir gehen ganz anders durch Erzhausen wie früher.
Wir haben ein Gespür für solche Dinge gekriegt.

Anfang 2014 haben wir die Erzhäuser Straßen auf Barrieren untersucht, fotografiert und aufgearbeitet. 2015 konnten wir dann unsere Ausarbeitungen einige Male in verschiedenen Ausschüssen präsentieren, sodass unser Projekt „Barrierefreiheit“ einstimmig von der Gemeindevertretung beschlossen wurde. Daraufhin haben wir einen Arbeitskreis gebildet, mit dem Ziel, einen Masterplan für Erzhausen zu erstellen. Nachfolgend wurde ein Planungsbüro mit der Ausarbeitung des Masterplans beauftragt, dessen Ausführung Mitte 2016 beschlossen wurde.

Ziel ist es, dass es „bald ordentlich weiter geht“ und es kein langer Prozess wird. In der Vergangenheit ist es sehr schleppend angelaufen, weil dieses Thema noch nicht so bekannt war und auch nicht thematisiert wurde. Des Weiteren haben Behördengänge und die Beantragung von Fördergeldern unheimlich viel Zeit gekostet. Hinzu kommen die Vorbereitungen und Zeichnungen, die man einreichen musste. Man musste alles detailliert fertig stellen. Dieser ganze Prozess der Grundlagenerstellung ist Voraussetzung dafür, dass die Gemeinde nun zügig am Prozess weiter arbeiten kann. Gelder für dieses und nächstes Jahr sind eingestellt, sodass man jetzt „Stücker sehen“ muss.

Den ersten Schritt kann man sehen. „Wir haben den Eingang des Restaurants Bürgerhaus umgebaut, sodass man direkt mit dem Rollstuhl von vorne reinfahren kann.“ Der nächste Schritt wird sein, alle Barrieren um das Rathaus zu eliminieren und die Prioritätenliste weiterzuführen.

Wenn wir ins Rathaus kommen, bringen wir meistens Probleme mit (lachen). Aber wir haben auch immer einen konkreten Lösungsvorschlag parat.

2. Wer hat Sie in Ihrem Leben am meisten beeinflusst? Was haben Sie von ihm/ihr gelernt?

Erich Heidler: „Das ist eine schwere Frage.“ (Pause)

Ich war immer sehr selbstständig. Ich wurde von meinem Vater schon sehr früh zur Selbstständigkeit erzogen. Er hat mich sehr beeinflusst.

3. Worauf waren Sie in jüngster Zeit besonders stolz?

Dass wir das Projekt der Barrierefreiheit, trotz aller Widerstände, die durch Unkenntnis entstanden sind, soweit gebracht haben. Wir haben wirklich sehr viel vorbereitet und immer wieder einen Anlauf gestartet. Die Unterstützung vom Bürgermeister hat uns dabei sehr geholfen und motiviert.

Unser Wunsch ist, dass viele Bürger von Erzhausen ein Empfinden für diese Thematik bekommen und dass der Neubau des neuen Pflegeheims zügig voran geht, sodass es nächstes Jahr bezugsfähig ist.

4. Was war das Schwierigste, was Sie jemals in Ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit erlebt haben?

Erich Heidler: Ich musste schon immer die unlösbaren Aufgaben erledigen. Oftmals hieß es „Erich, mach mal!“.

Ich war viele Jahre ehrenamtlich in der Erwachsenen-Lehre für die Industrie- und Handelskammer tätig und habe da Schulungen gemacht mit Leuten, die ihre Meisterprüfung machen wollten und mit schlechten Noten da standen. Meistens haben diese ein wenig den Faden verloren in ihrem Leben
und waren auf dem 2. Bildungsweg. Ich habe ihnen geholfen, ihre Meisterprüfung zu bestehen.

Das waren teilweise schwierige Situationen, mit diesen jungen Menschen diese Hürden zu bewältigen, aber so Manchem habe ich dadurch auch zum Job verholfen.

Es war eine tolle aber auch schwierige Zeit.

5. Was ist Ihr Ziel für die kommenden Monate?

Das Allerwichtigste ist die Gesundheit. Wir wollen fit und gesund bleiben.

Gerne würden wir im nächsten Jahr wieder ein paar Mal verreisen. Dieses Jahr waren wir gar nicht im Urlaub, da wir gar keine Zeit dafür hatten. Mit all unseren Tätigkeiten waren wir sehr eingebunden dieses Jahr. Es gibt Tage an denen wir sagen, wir machen heute mal nichts und am Nachmittag sind wir dann doch wieder eingebunden. (lachen)

Wir nehmen sehr gerne bei Reisen in unsere Partnerstadt nach Tschechien teil. Da sind wir schon von Anfang an mit dabei. Noch vor der Gründung des Partnerschaftsvereins haben wir die Tschechen mit Nachrichten gefüttert, gemailt, den Erzhäuser Anzeiger geschickt, wenn ein interessanter Artikel drin war.

Zusätzlich würden wir gerne noch eine Busreise machen.

Unser Ziel für die kommenden Monate ist weiterhin, für alle Bürger in Erzhausen da zu sein.
Jahrelang waren wir Leiter der Sozialarbeit des DRK Erzhausen. Regelmäßig organisieren und veranstalten wir Begegnungsfeste für Menschen mit Behinderung und für Senioren, die wir auch moderieren. Jede Veranstaltung von uns beginnt so, dass wir vorne am Eingang die Leute begrüßen. Dadurch kennen wir alle Senioren. Die Leute wissen, dass wenn sie ein Problem hätten, sagen können: „Ruf‘ ich mal den Erich an“.

Erich Heidler: Das ist ein ganz anderer Kontakt als wenn man im Büro auf der Gemeinde sitzt, denn die sind unbekannt. „Deswegen bin ich aber noch lange kein Seniorenbeauftragter und will es auch gar nicht sein“, aber ich will Antwort geben, wenn jemand auf uns zukommt.

Wir können Antwort geben über das betreute Wohnen, aber auch über sonstige Belange.
„Uns kann man ansprechen!“

Ich möchte natürlich auch weiterhin Einrichtungsfürsprecher im Pflegeheim bleiben. Ich bin im Arbeitskreis der Einrichtungsfürsprecher. Wir sind eine kleine Arbeitsgruppe von ca. 10 Leuten.
Wir sind diejenigen, die für die Heimbeiräte in unserem Landkreis Darmstadt-Dieburg die Themen raussuchen. Wenn wir zusammen kommen, stellen wir denen die Themen aus der Praxis vor. Angehörige sprechen mit uns über ihre Probleme und Belange. Wir arbeiten diese Themen dann auf und stellen sie vor, damit ein Austausch zwischen den Heimbeiräten stattfinden kann. Diese Angelegenheiten muss man mit sehr viel Gefühl behandeln.

6.Wann haben Sie eigentlich mal Freizeit?  

Immer. (lachen)

Wir machen gerne Fahrradausflüge oder gehen in der Natur spazieren. Wir helfen aber auch gerne, wo wir gebraucht werden.
Wir haben ein sehr ausgefülltes Rentnerleben und unser Motto lautet: „Entweder man macht solche Dinge gerne oder man lässt es sein.“

 

Vielen Dank an Christine und Erich Heidler!

Das Interview wurde geführt von Inge Rollar und Özlem Gün

(H)ERZhäuser Angelegenheiten
Eine Arbeitsgruppe des SPD-Ortsvereins